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Samstag, 14. Juli 2012

42. Etappe: Aulus-les-Bains - Refuge de Bassiès

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Samstag, 14.07.2012

42. Etappe Gesamt, 6. Etappe 2012

Distanz: 10,9 Km - Aufstieg: 1322 m - Abstieg: 395 m
Dauer*: 04:12 Std. (09:08 - 13:20 Uhr)
Übernachtung: Gîte/Réfuge

*inkl. Pausen


Aulus-les-BainsAulus-les-Bains

Am Morgen des Nationalfeiertages war der Himmel leider wieder wolkenverhangen. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Nach insgesamt 1,5 Tagen, an denen es endlich einmal sonnig war, nun also doch wieder vernebelte Sicht. Schade.

Wieder war ich sehr einverstanden, die vergangene Nacht eben nicht auf dem Campingplatz verbracht zu haben. Das Frühstück wäre nicht so entspannt verlaufen und auch das Zelt hätte ich triefnass einpacken müssen. So ging es um kurz nach 9 Uhr wohlgenährt und in trockenen Klamotten los.

Eine Zeitlang habe ich den einzigen Mitwanderer begleitet, der ebenfalls im La Goulue übernachtet hat. Wir konnten uns beim Abendessen über viele Routen und Plätze entlang der bisherigen Strecke austauschen und er erzählte von einigen Fernwanderungen, die er bereits bestritten hatte (bei mir hängengeblieben sind der GR5 in den französischen Alpen und der GR20 auf Korsika, mit dem erstaunlich viele GR10-Wanderer ebenfalls planen oder ihn bereits absolviert haben. Auch auf La Réunion war er bereits, wo mich der GRR2 reizen würde - das ist aber ein ganz eigenes Thema und bestimmt auch einen eigenen Blog wert - wenn es denn irgendwann vielleicht so weit ist). Er machte also einen ziemlich fitten und routinierten Eindruck. Außerdem hatte er kaum, nahezu überhaupt kein Gepäck dabei und plante meist von vornherein mit zwei Etappen auf einmal. Anfangs dachte ich, ich könnte mir vielleicht einen kleinen Vorsprung herausarbeiten, weil er mich ja sowieso wieder überholen würde, damit wir dann ein interessanteres Stück gemeinsam gehen, aber am Ortsausgang von Aulus-les-Bains hatte er mich bereits wieder eingeholt. Nach einer knappen halben Stunde hatte er mich dann endgültig abgehängt.

Aulus-les-BainsWolken

Interessant wurde der Weg später tatsächlich noch, das lag aber leider weniger an der Aussicht… Kurz hinter dem Ortsausgang wurde zunächst ein weiteres Mal die D8 F gekreuzt, bevor es schnell wieder steil und waldig wurde. Der Hang war ziemlich nass. Viele Bachläufe haben tiefe Furchen gerissen, es gab an manchen Stellen kaum einen brauchbaren Tritt. Der Blick durch die Bäume ins Tal verriet höchstens, dass ich immer tiefer in der Wolkenschicht verschwand. Unter diesem Aspekt war ich ganz froh, nach 1,5 Stunden den Wald am Plateau La Coumebière ( 1400 m) wieder verlassen zu können.

Nun betrat man wieder offeneres Gelände. Über großzügige Wiesenhänge ging es zu Anfang noch nicht sehr steil bergan. Außer dem ständig präsenten Nebel und Gegend war nicht viel zu sehen. Ab und an stellte sich mal ein Fels oder Baum in die Sicht, bis dann auch bald die weitläufigen Serpentinen hinauf zur Port de Saleix (1794 m) erreicht waren.

In den WolkenIn den Wolken

Der Nebel wurde ab hier immer feuchter. Dass ich den passenden Zeitpunkt verpasst habe, Regenklamotten überzuziehen, habe ich erst festgestellt, als ich plötzlich die frische Briese und die Wassertropfen überall an mir bemerkte. Unergründlicherweise hatte meine Regenjacke keine Kapuze, dafür erfüllte wenigstens der Überzug für den Rucksack seine Aufgabe. Auf die Regenhose konnte ich jetzt auch verzichten, dachte ich. Bis ich dann endlich am Port de Saleix angekommen war.

Port de SaleixIch am Port de Saleix

Ich habe mir eine ganz kurze Verschnaufpause gegönnt. Für mehr war es zu nass, windig und kalt. Der weitere Weg begann mit einem Anstieg, der mir fast senkrecht in Erinnerung geblieben ist. Von hier hätte man unter anderen Bedingungen bestimmt einen famosen Ausblick. Nach nicht enden wollenden Metern überschreitet man den Bergrücken, der in meinem Falle endlich den eisigen Wind abgehalten hat. Außerdem gab es etwas Abwechslung dadurch, dass das Gelände gerölliger wurde - und es ging ein paar Meter bergab. Ab dem Etang d'Alate (1868 m) änderte sich das aber wieder, es wollte schließlich noch der Col de Bassiès (1933 m) gewonnen werden.

Den Etang d'Alate hätte ich im Nebel fast übersehen. Später wurde mir gesagt, der See würde durch thermische Quellen gespeist werden und man könnte darin ein wärmendes Bad nehmen - anders als in den Seen der Umgebung. Leider wusste ich davon vorher nichts und konnte es nicht auf die Probe stellen. Nass wäre ich ja sowieso schon gewesen.

Etang d'Alate

Nun ging es nur noch den Geröllhang hinab in die Ebene der Etangs de Bassiès. Auch dieser Ausblick wäre ohne Nebel sicher eindrucksvoller gewesen. Da ich nicht viel Zeit zum in-die-Gegend-starren brauchte, konnte ich mich ganz dem Abstieg widmen. Das hätte mir noch gefehlt, mich auf den letzten Metern noch auf die Nase zu legen. Irgendwann schimmerte dann auch das Refuge des étangs de Bassiès (1650 m) durch den Nebel.

Etangs de BassièsRefuge des Etangs de Bassiès

Da es erst kurz nach 13 Uhr war, wäre eine Option gewesen, im Refuge einen Mittagssnack zuzubereiten, wieder auf Temperatur zu kommen und etwas abzutrocknen, um den Weg nach Mounicou fortzusetzen. Das hatte sich aber schnell erübrigt. Das Refuge war überlaufen von durchnässten Großfamilien und sonstigen Wandergrüppchen, die sich gerade ebenfalls überall von ihren nassen Klamotten befreit und sich mit ihren Vorräten ausgebreitet haben. Letzdenendes habe ich lange gebraucht, bis ich mich endlich einrichten konnte. Ich habe immer weiter gefroren und keine Motivation gefunden, mich wieder in das Schmuddelwetter rauszubegeben. Schließlich habe ich mich für die Halbpension entschieden, auf das Abendessen und einen frühen Feierabend gefreut. Die Auslage an Pyrenäenzeitschriften und TopoGuides ist umfangreich, außerdem gab es Postkarten zu schreiben und einige Notizen festzuhalten. Nachmittagsbeschäftigung hatte ich also genug.

Dabei war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht klar, ob ich auch in einem Bett übernachten kann. Der Gemeinschaftssaal war extrem frequentiert und auf die Frage, ob ich die Halbpension buchen könnte, wurde ich gefragt, ob ich mich auch mit einem Schlafplatz auf einer der Bänke zufriedengeben würde. Wenn es hart auf hart gekommen wäre, hätte ich auch auf das Zelt zurückgreifen können. Vor dem Refuge ist es ohne Weiteres möglich, zu biwakieren.

Am frühen Nachmittag lichtete sich der Raum aber allmählig, weshalb dann auch irgendwann das Bett nicht mehr zur Diskussion stand. Im vollbelegten Zehnbettzimmer konnte ich in einem Doppelstockbett noch die obere Liege ohne Nachbarmatratzen ergattern. Die spätere Geräusch- und Geruchkulisse war dann allerdings gewöhungsbedürftig.

Zum Abendessen gab es eine Gemüsesuppe, Hühnerbeine und Kartoffeln. Dazu habe ich mir ein leckeres Pelforth schmecken lassen. Mit den Tischnachbarn konnte ich mich sehr angeregt unterhalten. Viele von ihnen waren nur an diesem Wochenende in den Pyrenäen und wollten am nächsten Tag auf den Pic Rouge de Bassiès (2676 m) aufsteigen. Bei gutem Wetter wäre das auch für mich durchaus eine Option für eine Tour in den kommenden Jahren. Immerhin bewegt man sich auf etwa 7 Km auf einem Gratweg, überschreitet dabei einige Zweitausender und genießt einen phantastischen Ausblick. Wenn man vermeiden möchte, den Weg vom Gipfel wieder zum Refuge zurückzugehen, müste man neben 1000 m Aufstieg allerdings auch 1700 m Abstieg auf weiteren ca. 8 Km in Kauf nehmen (davon 1236 m auf den ersten ca. 3 Km nach dem Gipel). Ziel wäre, wie auch in der kommenden Etappe auf dem GR10, Marc (1010 m) oder Mounicou (1065 m).
Wegpunkte:

Etappenorte

Refuge des étangs de Bassiès, 1650 m (42°45'55.66"N, 1°24'47.45"E)


Gîtes/Refuges

Refuge des étangs de Bassiès, 1650 m (42°45'55.66"N, 1°24'47.45"E)


Pässe

Plateau de Coumebière, 1400 m (42°46'59.13"N, 1°23'10.86"E)
Port de Saleix, 1794 m (42°46'52.71"N, 1°24'15.26"E)
Col de Bassiès, 1933 m (42°46'20.92"N, 1°24'42.21"E)


Seen

Etang d'Alate, 1868 m (42°46'33.74"N, 1°24'22.14"E)


Verfasst: 12.08.2012; Überarbeitet: 11.10.2012

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