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Samstag, 8. August 2009

01. Etappe: Hendaye - Col d'Ibardin

-== ZUM INHALT ==-

Samstag, 08.08.2009

1. Etappe Gesamt, 1. Etappe 2009

Distanz: 16,5 Km - Aufstieg: 878 m - Abstieg: 534 m
Dauer*: 08:50 Std. (10:40 - 19:30 Uhr)
Übernachtung: Biwak

*inkl. Pausen


Hendaye PlageHendaye Plage

Randnotiz Haute Route Pyrenéenne (HRP):
Von Hendaye bis zum Col d'Ibardin wird der GR10 von der HRP begleitet. Die HRP überschreitet dort aber die spanische Grenze und trifft erst wieder am Sommet d'Occabé (1456 m) auf den GR10 (9. Etappe, Estérençuby - Camping d'Iraty).

Bericht:
In Hendaye angekommen, heißt es dann plötzlich: „Los geht’s!“ Obwohl alles durchgeplant ist, fühle ich mich doch von mir selbst förmlich ins kalte Wasser geworfen. Jetzt soll es also beginnen. Die Stimmung ist merkwürdig beklemmend. So viel habe ich mir vorgenommen, was aber soll ich als erstes tun? Ich muss noch dringend Verpflegung für die kommenden Tage einkaufen und will natürlich noch zum Casino am Strand, dem offiziellen Start des GR10. Bis zum ersten Zielort, Olhette, ist es ein weiter Weg. Ich bin weder an lange Fußmärsche, noch an schweres Gepäck gewöhnt. Ich habe mich zwar über die speziellen Anforderungen an die Ernährung von Bergwanderern informiert, aber reicht das aus? Praktische Erfahrungen habe ich so gut wie keine. Abgesehen von einer Vorbereitungsetappe vom Schloss Bensberg bis zum Campingplatz in Ketzberg an der Dhünntalsperre. Zurück ging es mit dem Bus. Die Nervosität steigt. Ich lerne am lebenden Objekt. Vielleicht hätte ich doch besser eine Übernachtung in Hendaye einplanen sollen. Gut, die Geschäfte sind geöffnet, es ist früh am Tag, das Wetter ist wandertauglich, aber die Anreise steckt mir in den Knochen, weil ich schon wieder wenig und nicht sehr gut geschlafen habe. Die Nervosität ist momentan mein ständiger Begleiter.

Stille umgibt mich. Leises Meeresrauschen und etwas Vogelgezwitscher mischen sich dazwischen, aber ansonsten wirkt hier noch alles sehr verschlafen. Eine Boulangerie hat geöffnet, ansonsten regt sich nichts. Ich bin zunächst irritiert. Soll ich mich hier auf die Suche nach Geschäften begeben? Nein, aber irgendetwas muss ich doch tun. Ich ziehe die Karte aus der Beintasche und versuche, mich zu orientieren. „Baaaahn hoooof… da! Schienen… gut. Muss ich irgendwie drüber.“ Ich entscheide mich, von Zweifeln erfüllt, tatsächlich für den richtigen Weg. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist. Den Bahndamm hinauf, der Straße folgen, links in die „Altstadt“ und dem Wasser entgegen. Dann am Hafenbecken entlang und zwischen ein paar Häuserzeilen hindurch, bis ich schließlich am Meer ankomme. Nach kurzer Sichtung des Strandes bewundere ich das Casino und seine Umgebung und lasse mich nebenan auf einer Mauer nieder. Die Füße haben sich etwas Frischluft verdient. Auch ich hätte keine Einwände gegen eine Dusche und ein reichhaltiges Frühstück. Beides muss ich mir aber erst noch verdienen.

Nach 12 nur wenig schlafbetonten Stunden im Zug sollte es also sofort losgehen. Ab ins kalte Wasser. Naja. Aber nur sprichwörtlich. Tatsächlich hatte ich mir in den Tagen vor der Anreise vorgestellt, nach der Ankunft in Hendaye erst mal ein erfrischendes Bad im Atlantik zu nehmen. Zurück in der Realität war es aber auch so schon frisch genug, außerdem wollte ich los.

Die erste Etappe wird in allen mir bekannten Führern bis zum Gîte d'Etape 'Mentu Baïta' in Olhette empfohlen. Ich habe mir sagen lassen, dass eine Reservierung dort dringend empfohlen wird. Ich habe es bis dort allerdings nicht geschafft und mein Lager ca. 6 Km vor Olhette, kurz hinter dem Col d'Ibardin (317 m), aufgeschlagen.

Die Etappe befindet sich im Schnitt auf einer Höhe von 192 m. Man durchschreitet die Ortschaft Biriatou, quert den Westhang des Xoldokogaina (486 m) und erreicht am Col des Poiriers (316 m) ein Plateau, welches sich auch für ein Biwak eignet, wenn man die erste Etappe noch kürzer gestalten möchte. Der höchste Punkt wird dann am Col des Joncs (419 m) überschritten. Der Weg am Waldrand führt zur Venta Elizalde, einer Ansammlung von Geschäften und Wirtshäusern im Grenzgebiet. Man kann dort ein deftiges Abendessen genießen oder seine Vorräte auffrischen. Weiter geht es ortsauswärts, in meinem Fall die letzten Meter, einen steilen Hang hinauf zum Col d'Ibardin (317 m). Etwa 400 m weiter gibt es eine von Bäumen geschützte Stelle an einem Wasserlauf (es hat die Tage zuvor und auch in der kommenden Nacht geregnet), die sich zum biwakieren eignet.

Ich schlüpfe wieder in mein Schuhwerk, verstaue die Ausrüstung, atme drei Mal tief durch, werfe noch einen Blick auf den Atlantik und mache mich auf den Weg. Jeden der ersten Schritte genieße ich als einen für mich historischen Moment. Ich passiere ein Schild, auf welchem dem Wanderer verdeutlicht wird, worauf er sich mit dem GR10 einlässt. Noch lässt mich das kalt.

Der Supermarkt « 8 á Huit » versteckt sich in einer kleinen Seitenstraße. Dort werde ich auch gleich zum ersten Mal mit etwas konfrontiert, was ich erst nicht so recht akzeptieren mochte, woran ich mich aber mittlerweile gewöhnt habe: Wer annimmt, einen Laden mit seinem Rucksack betreten zu können, irrt. Dieser muss in der Nähe der Kasse, am Infoschalter, wenn vorhanden, oder auch draußen vor der Tür bleiben. In jedem Falle kann man sich darauf verlassen, dass man als Rucksackträger von den netten Angestellten bereits im Eingang persönlich begrüßt wird. Die Mitarbeiter sind aber berufsbedingt sehr zuvorkommend und kümmern sich, mal freundlich, mal notgedrungen, um ein sicheres Plätzchen für das Gepäck.

Mit dem Einkauf bin ich zuerst etwas überfordert. Auf einmal schießen mir tausend Gedanken in den Kopf. „Wann kann ich das nächste Mal einkaufen? Morgen, in Olhette. Ach, nein, da gibt es keine Geschäfte. Brot, Marmelade, Schokolade. Und morgen ist Sonntag. Nudeln. Dann Übermorgen. In Sare. Essen. Wo schlafe ich? Sare? Moment. Wo haben die denn das Wasser versteckt? Heute ist Samstag. Vollkornkekse. Gute Wahl. Schlafen. Olhette, ist doch klar. Wurst“, denke ich. Dazu noch eine Tüte Fertignudeln (für die Mikrowelle…) und ein paar Flaschen Wasser. Und eine Dose Heineken für den Abend. Es ist 09:00 Uhr. Frohen Mutes verstaue ich meine neu erstandenen Habseligkeiten und ziehe weiter.

Die Markierung führt auf asphaltierten Gehwegen, später Straße, noch später Feldwegen, hinaus aus Hendaye. Nach einer guten Stunde denke ich mir, ich könnte mal kurz verschnaufen. Die erste Anhöhe namens Migeltxoenborda (129 müNN) ist erreicht, also warum nicht? Es ist kurz vor 10:00 Uhr und ich entleere meinen Rucksack auf der Suche nach Kaffee, Wasser, Kochgeschirr, Brot und Belag. Frühstück! Während meiner Pause passieren mich einige kleinere Grüppchen Wanderer und Spaziergänger und grüßen freundlich. Muss interessant aussehen, mein Lager. Kann ich nicht beurteilen. Es ist 10:40 Uhr. Ich werfe einen letzten Blick hinab auf Hendaye und setze meinen Marsch fort.

Eine Kurve weiter präsentiert sich mir das erste „Wildtier“ der Tour. Eine Ziege, lebendig (die Relevanz dieses Zusatzes zeigt sich in der 4. Etappe). Auf dem weiteren Weg quere ich die D810, folge einem von Bäumen flankierten Feldweg zu einer Siedlung freistehender Häuser und erreiche schließlich die Unterführung unter der Autobahn A63. Gerade meldet sich die Vermutung in mir, ich käme gut voran, als ich auf einen Wegweiser stoße. Dieser sagt mir, dass ich demnächst abbiegen muss. Dabei ist es aber egal, ob nach links oder rechts. Ein intensives Kartenstudium mit integriertem Füße lüften ist die Folge. Ich bin halt noch leicht zu verunsichern, entscheide mich aber für links. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei der Variante nach rechts lediglich um einen einige Hundert Meter umfassenden Umweg vorbei an einer Herberge mit Restaurant. Aber die Hauptsache ist doch, dass ich mir meiner Sache sicher bin.

Biriatou BifurcationBiriatou Bifurcation

Der nächste Streckenabschnitt hat es zum ersten Mal „in sich“. An der Westflanke des Xoldokogaina (486 m) steigt der Weg auf einer Entfernung von 4,4 Kilometern um immerhin 255 Meter an. Dann befindet man sich aber erst auf der Hälfte des heutigen Aufstieges, einem Plateau zu Füßen des Pitara (316 müNN). Dort empfiehlt sich für den Anfänger daher eine Pause. Auf den nächsten zwei Kilometern schließen sich weitere 200 Meter Aufstieg an.
Nachdem ich mich also ein wenig habe verwirren lassen, lege ich mein Schuhwerk wieder an und ziehe weiter. Die soeben erreichte Ansammlung von Häusern wird schnell wieder verlassen und das Gelände wird unbewohnter. Man verlässt die Straße zugunsten eines Feldweges und schlängelt in wenigen Kurven einen ersten steilen Anstieg nach oben. Hier trifft man auf eine alte Wasserverteilung, die – wegen ihres Zustandes vermutlich heute nicht mehr – das Wasser der anliegenden Quelle in die angrenzenden Dörfer geleitet hat.

Ich stelle fest, dass ich ohne die Wanderstöcke ernsthafte Probleme hätte, weil der Rucksack doch ein enormes Gewicht auf die Waage brächte, wenn eine Solche vorhanden wäre. Die Knie werden doch arg entlastet.
Der Anstieg gibt den Blick auf den vor mir liegenden Hang frei. Auch die Sicht ins Tal ist angenehm befreiend, zeigt sie doch, dass ich tatsächlich bereits einige Höhenmeter überwunden habe. Der Weg verläuft derzeit in südlicher Richtung, macht aber recht bald einen Knick nach Osten, welcher einen wieder stärkeren Anstieg im Wald einläutet. Hier orientiert man sich für ein kurzes Stück nach Nordost, schlängelt sich den von Felsen bespickten, dunklen Weg und erreicht schließlich das Plateau.

Es ist 14:00 Uhr. Ich gönne mir eine ausgedehnte Pause und überlege, den Kocher anzuwerfen und eine stärkende Brühe zu zaubern. Das Wetter hat sich in der letzten Stunde nicht gerade verbessert. Da ich Regen befürchte, beginne ich zu zögern, ob ein Weitergehen überhaupt Sinn macht. Da es bereits leicht tröpfelt, versuche ich, aus meinem Regencape und etwas Leine einen Unterstand zu bauen, scheitere aber kläglich. Schon hört es wieder auf zu tröpfeln. Ich wende mich wieder dem eigentlichen Vorhaben zu (kochen), beschränke mich aber auf Baguettes und Chorizo, Schokolade, Müsliriegel und statt Kaffee eine wärmende Tasse Gemüseboullion. Kaum ist diese fertig, fallen wieder kleine Regentropfen vom Himmel und es zieht sich zu.

Col des PoiriersCol des Poiriers
Col des Poiriers

Also beginne ich, nach einem geeigneten Platz für das Zelt Ausschau zu halten. Davon gibt es hier aber reichlich, deshalb beginne ich mit dem Aufbau, komme dann aber doch wieder ins Grübeln. „Ehrlich? Abbrechen? Jetzt schon?“ Damit bin ich nicht einverstanden. Gut, das Vorhaben, Olhette zu erreichen rückt immer weiter in unrealistische Sphären, da es bereits kurz vor 16:00 Uhr ist. Aber dennoch möchte ich mich mit einer selbstverordneten Nachtruhe am Nachmittag nicht zufriedengeben. Wegen der paar Tropfen. Ich rolle das Zelt wieder zusammen, packe ein und ziehe um 16:15 Uhr weiter. Inzwischen haben mich zwei Spaziergänger überholt.
Für mich als unerfahrenen Wanderer ist es ganz praktisch, jemanden einige Meter vor sich laufen zu haben. So ist es einfacher, sich auf die vor einem liegende Strecke einzustellen. Kaum gedacht, muss ich plötzlich und unvermittelt stehenbleiben, denn zwei Pferde stehen auf dem Weg. Einfach so. Als ich mich annähere, merke ich aber, dass sie nicht angriffslustig sind und friedlich ausweichen. Auf Pferde werde ich heute und in den nächsten Tagen noch häufiger stoßen.

Col des Poiriers Pferde

Nach dem restlichen Anstieg, der aufgrund seiner Kürze recht schnell überwunden ist, erreiche ich die sogenannten Ventas am Col d’Ibardin (370 müNN). Es handelt sich hierbei um eine Ansammlung von Geschäften mit der Zielgruppe grenzverkehrender Touristen. Befanden wir uns auf dem Parkplatz vor dem ersten Gasthaus noch in Frankreich, so sind wir darin bereits auf spanischem Grund. Das merkt man auch gleich an der Bedienung, denn französisch kann man hier nicht. Unglaublich. Aber gleich hier ist man wohl insbesondere auf Wanderer eingerichtet. Es gibt deftiges Essen zu schmalen Preisen und einen angeschlossenen kleinen Supermarkt. Wenn ich nicht bereits in Hendaye eingekauft hätte, würde ich hier zulangen. So statte ich mich nur mit weiterer Schokolade aus. Ein nicht zu unterschätzender Lieferant von Energie und guter Laune! Danach lasse ich mir noch ein Omelette mit Speck und Pommes schmecken. Zum Abschluss noch eine Tasse « Café » zum Kartenstudium für einen geeigneten Schlafplatz, dann geht es weiter.

Venta ElizaldeVenta Elizalde

Es ist bereits 18:30 Uhr, als ich das Gasthaus wieder verlasse. Zunächst suche ich die nähere Umgebung ab, stelle aber reichlich Bevölkerung und nicht geeignete Flächen fest und entscheide mich daher gegen meine Beine und Schultern für einen weiteren Marsch. Vermutlich auch gegen meine Füße, aber die nehme ich schon seit einiger Zeit nicht mehr richtig wahr. Es geht aber nur noch einige Meter den Berg hinab und einen der, wenn auch kürzesten, aber auch steilsten Aufstiege, die ich bis dato erlebt habe wieder hinauf (52 hm auf 178 m entspricht einer durchschnittlichen Steigung von 24,7 %).

Dort begegne ich zwei Mädels, die in gleicher Richtung unterwegs sind. Sie bemitleiden mich kurz wegen meiner mangelhaften Kondition und fragen, wo ich denn noch hinwolle. Ich habe mich bereits für einen Stellplatz für das Zelt entschieden, nämlich das nächste freie Stückchen Wiese. Sie freuen sich, dass ich aus Deutschland komme, wir verabschieden uns und keine zwei Atemzüge später sind sie weg.

Am Ende der Steigung treffe ich auf ein mit Farnen überwuchertes Plateau. Inmitten dessen kann ich sogar ein relativ ebenes Rasenkaree ausmachen, worin meine Unterkunft bestimmt ausreichend Platz finden wird. Ich begradige noch einige Maulwurfhügel, rupfe Disteln aus, trete Steine weg und beginne mit dem Aufbau. Auch darin konnte ich spürbar noch keine Routine entwickeln. Ich kam ja bisher auch nur bis zur Hälfte. So auch dieses Mal wieder, denn zu meiner Überraschung kommt mir eines der Mädels entgegen und fragt mich, ob ich mein Zelt nicht bei ihrem aufschlagen möchte. Sie campieren „nur ein paar Meter weiter“ und sie muss nochmal in den Ort runter, weil sie kein Wasser haben. „Gut.“ denke ich mir und rolle mein Zelt das zweite Mal an diesem Tag wieder zusammen. Sämtliche Muskeln heulen auf, als ich erneut aufbreche. Einen halben Kilometer weiter finde ich dann auch endlich das Zelt. Wurde auch Zeit. Es steht, noch nicht vollständig aufgebaut, neben einem kleinen Bachlauf am Rand eines kleinen Wäldchens unter Bäumen.

Die beiden Mädels, Fanny und Mathilde, befanden sich gerade in ihren Vorbereitungen auf eine zehnmonatige Wanderung quer durch Europa. Mehr dazu auf http://tourdeurope.over-blog.com

Col d'Ibardin

Originalfassung des Berichts aus dem Notizbuch:
08:00 Am Strand. Flut, deshalb ist da keiner (also kein Strand), nur ein paar Surfer. Einen Supermarkt habe ich noch nicht gefunden. Den brauche ich aber. So, genug Füsse gelüftet, LOS GEHT'S!! (ist jetzt schliesslich schon nach 8).
Kurzer Einkauf im "8 à Huit", dann Abmarsch. Kurz vor 10 Uhr: Erste Pause, Frühstück auf dem ersten "Gipfel" (Migeltxoenborda, 129 m). 1. Kaffee vom Gaskocher, 1. Gruppe, die mich einholt. 3 Leute, relativ jung, ich glaube, denen schliesse ich mich später noch an. Jetzt erst umpacken, essen, dann weiter.
10:40 Abmarsch
12:00 Kurzzeitig Orientierung eingebüsst, weil plötzlich der Weg links ODER rechts weitergeht. Jetzt bei Biriatou. Weg sehr schön, aber schon jetzt einige steilere Passagen. Olhette sieht auf der Karte noch recht weit aus. Aber machbar. Fit bin ich auch noch. Füsse lüften, 1. Sockenwechsel.
12:20 Weiter
14:00 Pause an einem Plateau des Pitara (Col des Poiriers (316 m)). Es zieht sich zu und fängt leicht zu nieseln an. Da ich sowieso ziemlich geschafft bin, fange ich an, das Zelt aufzubauen. Da es sich aber auch gleich wieder aufklart, packe ich wieder ein.
Am Ende werde ich 2 Stunden damit verbracht haben zu überlegen, ob ich bleibe oder nicht. Ergebnis: Weiter geht's!
Auf dem Weg begegnen mir viele (zumindest im Sommer) frei lebende Pferde und auch vereinzelt Rinder. Zwischendurch meldet sich der FC-Liveticker. Abwehr stabil, Mondi ein Traum, Matip verdammt nochmal raus! Trotzdem danke Mischa, Daniel & Andi (noch gibt es also Handyempfang).
Inzwischen bin ich in ein Restaurant eingekehrt, nahe der Ventas am Col d'Ibardin. Der Parkplatz ist französisch, das Restaurant spanisch (also in Spanien!). Witzig. Im Restaurant gibt es auch einen kleinen Supermarkt. Ich hätte ihn nicht zwingend gebraucht, aber wenn er doch schonmal da ist… eine Flasche Wasser und ein 3er-Pack Toblerone können nicht schaden.
18:00 Mittlerweile habe ich auch gut gegessen: Omelette mit Schinken, dazu Pommes. 5 € - geht. Lecker war's, geschafft hab ich's nicht. Weiter nach Olhette geht's heute nimmer. Der Schlafentzug letzte Nacht macht sich deutlich bemerkbar, ausserdem tun mir die Schultern weh. Die Füsse bestimmt auch, weiss net, sitze gerade :)
22:00 Nein, den Füssen geht's prima. Dafür tun Beine, Rücken und Schultern weh. Druckstellen an der Hüfte sind zum Glück ausgeblieben. Aber eins nach dem anderen:
Kaum hatte ich das sympathische spanische Restorüll in Richtung Frankreich verlassen, habe ich mich auf Schlafplatzsuche begeben. Aber auf meiner Route wollte ich dann schon bleiben. Also: Weiter. Die Ventas ("Schmugglerstädtchen" Marke Le Perthus) steil bergab, rechts einen Weg rein, der an einem verschlossenen Tor endete. So schien es. Ich hatte den Pfeil nicht bemerkt, der tatsächlich auf die rechts neben mir befindliche, gefühlt 70% steile, ausgetretene Region zeigte. Ich hatte das vorher als massive Wand wahrgenommen, aber die meinen das echt ernst! Hammer! Also ruff da. Die Karte zeigt auf einer Entfernung von 250 m einen Höhenunterschied von 54 m!
Naja, jedenfalls hatten mich bis zu dieser Stelle 2 Mädels eingeholt. Ich war ein bisschen erkennbar ausser Atem, sie haben mich gefragt, wo ich denn noch hinwill, ich habe gesagt, dass die nächste Wiese mein Zeltplatz ist, sie haben sich gefreut, dass ich aus Deutschland komme (…) und haben mich auf dem Anstieg aber dermassen abgehängt… haben uns zwischendurch verabschiedet, sie sind weiter.
Direkt am Ende der Steigung ist ein kleines Plateau, von Farnen überwuchert. Zwischendrin habe ich dann meinen Lagerplatz ausgemacht. Ein freies Stück Wiese, sogar relativ eben. Als ich dann mein Zelt zur Hälfte stehen hatte, kam eins der Mädels zurück und meinte, sie müsste nochmal zu den Ventas, weil sie kein Wasser mehr haben, und ob ich nicht mein Zelt bei ihrem aufbauen möchte, sie lägen nur 200 m weiter. Also wurde das Bündel geschnürt (ich hätte nicht gedacht, dass ich den Rucksack heute nochmal schleppen würde) und weitergezogen. Keine 200 Meter, das waren bestimmt 500 (nein: 400). Dachte schon, dass ich vorbeigelaufen wäre. Naja, da bin ich jetzt, müde wie selten zuvor, hoffe der Muskelkater hält sich morgen in Grenzen. Aktuelle Position: Col d'Ibardin (317 m).
22:50 Nacht!
Wegpunkte:

Biwakplätze

Col d'Ibardin, 370 m (43°18'50.64"N, 1°40'44.74"W)


Etappenorte

Hendaye, 0 m (43°22'23.86"N, 1°46'26.52"W)
Col d'Ibardin, 370 m (43°18'50.64"N, 1°40'44.74"W)


Gipfel

Migeltxoenborda, 130 m (43°21'5.83"N, 1°45'3.72"W)
Mandalé, 573 m (43°18'33.11"N, 1°42'12.03"W)


Markante Orte

Venta Elizalde (43°18'40.61"N, 1°41'26.56"W)


Ortschaften

Biriatou, 72 m (43°19'58.96"N, 1°44'25.80"W)


Pässe

Col des Poiriers, 316 m (43°19'2.08"N, 1°43'0.02"W)
Col des Joncs, 419 m (43°18'42.26"N, 1°42'2.08"W)
Col d'Ibardin, 317 m (43°18'34.00"N, 1°41'3.00"W)


Verfasst: 10.08.2009; Überarbeitet: 04.05.2012

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